Der Öschberghof: Nachhaltigkeit als Leitlinie

„Fakt ist, die Leute werden immer sensibler.“ Heiko Hildebrandt, Headgreenkeeper der Golfanlage Öschberghof am Bodensee kennt das Golfgeschäft im Top-Segment. Auf der einen Seite erwartet der Gast Spitzen-Qualität, auf der anderen Seite spielt der Aspekt Nachhaltigkeit gerade in einem Resort, das sich in einem ländlichen Raum befindet, eine wesentliche Rolle.

Die 45-Löcher-Anlage des Resorts, Teilnehmer am Projekt Lebensraum Golfplatz, erstreckt sich über insgesamt 270 Hektar Fläche in der Nähe von Donaueschingen und gehört zum  Golfverband Baden-Württemberg. Zwei 18- und ein Neun-Löcher-Platz finden sich hier. Es ist eine der größten Golfanlagen im deutschsprachigen Raum. Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich dabei durch vom Hotel, über die Golfplätze bis hin zur Clubhausküche. Regionale Lieferanten dominieren im Gastro-Bereich, fossile Energie ist auf der gesamten Anlage kein Thema. Stattdessen setzt man auf eigene Energiegewinnung, die man im Falle der Golfanlagen dann eben auch selbst nutzt. Der Öschberghof gehört zu jenen Anlagen, die bereits in Hybrid- und Elektro-Mäher auf der Anlage investiert haben.

(© Stefan von Stengel)

Lernen kann man hier aber vor allen in zwei Bereichen: Zum einen beim Thema Personal, zum anderen beim Thema Wasser. Die oftmals schwierige Situation der Saisonarbeitskräfte im Greenkeeping, die schwer zu finden und genauso schwer zu halten sind, hat Hildebrandt in Zusammenarbeit mit dem Hotelbetrieb gelöst. „Wir haben uns überlegt, ob wir die Saisonkräfte im Hotel unterbringen können und haben das dann auch gut hinbekommen. Von Dezember bis Ende März arbeiten die jetzt dort, so dass bei uns die Greenkeeping-Mitarbeiter durchgehend Festverträge haben.“ Diese Sicherheit habe den Arbeitsplatz Greenkeeper erkennbar deutlich attraktiver gemacht.

Autark beim Thema Wasser

Akzente setzt das Golfresort auch im Bereich des Wassermanagements. Die Kombination aus ausgefeilter Auffangtechnologie, Speicherteichen, neuen Gräsern, wassersparender Bewirtschaftung und guter Kommunikation der Thematik an den Golfer führt dazu, dass man sich im deutschlandweiten Vergleich hier ebenfalls im oberen Segment befindet.

Beim neuen East Course mit 18 Löchern und West Course mit 9 Bahnen wird das Oberflächenwasser komplett aufgefangen und über Drainagerohre in insgesamt sieben Speicherseen verteilt, die untereinander verbunden sind. 25.000 m³ umfasst das Speichervermögen, damit kommt man in der Regel aus. Außerdem wurde auf dem bestehenden Golfplatz die Fairwayfläche um gut 15 Prozent verringert, so dass die Bereiche nicht mehr so intensiv gepflegt und auch nicht mehr gewässert werden müssen.

„Beim Thema Wasserversorgung sind wir autark“, resümiert Hildebrandt, der auf den neuen Plätzen allerdings auch auf eine zweireihige Fairwayberegung und ein topmodernes Regnerkonzept zurückgreifen kann, dass die individuelle Ansteuerung der einzelnen Bereiche der Anlage zulässt. Insgesamt sind rund 2000 neue Regner auf der Anlage verbaut. Deren Effizienz wird allerdings vor allem auch dadurch wirklich genützt, dass sich im Greenkeeping-Team eine Person allein mit dem Feintuning der Beregnung befasst. Auf den Grüns ist das Handwässern einzelner Bereiche längst Standard.

Durch die weitgehende Verwendung von Festuca-Gräsern auf dem neuen East Course ist der Wasserverbrauch noch einmal ein gutes Stück reduziert. „Wir können hier auch in Trockenperioden den Zeitraum viel länger ziehen, in dem wir mit sehr wenig Wasser auskommen“, fasst Hildebrandt zusammen.

Die Pflegephilosophie hat sich weiterentwickelt

Der Pflegeansatz in Deutschland, so seine Erfahrung nach mehr als 30 Jahren, habe sich eben inzwischen geändert: „Wir bringen doch insgesamt viel weniger Nährstoffe aus. Es ist auch allgemein akzeptiert, dass unsere Fairways eher hellgelb sind. Entscheidend ist am Ende, dass der Ball gut rollt.“  Die Fragestellung, was für die Gäste am besten sei, dominiere auch den Pflegeansatz. Hier sei eine Kombination aus guter Pflegequalität, Eindämmung der Kosten und Ressourcensparen die Leitlinie am Öschberghof. Die Zertifizierung in Gold beim Programm Golf & Natur“ des Deutschen Golf Verbandes dokumentiert diesen Ansatz.

Im Bereich des Hotels wird dies auch durch die Greensign-Zertifizierung deutlich – das führende Nachhaltigkeits-Zertifikat im deutschen Hotelbereich.  Aufgeteilt werden die Hotelbetriebe in verschiedene Stufen, wobei das höchste Greensign Level 5 derzeit nur neun Hotels aufweisen. Im Level 4 ist der Öschberghof eines von zwei aufgeführten Golfhotels in Deutschland. Auch das Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee ist auf diesem Niveau zertifiziert.

Unterschieden wird dabei nach den Bereich Umwelt, Einkauf, Regionalität und Verkehr, Qualitätsmanagement und nachhaltige Entwicklung, Management und Kommunikation, soziale Verantwortung und wirtschaftliche Verantwortung. In den letzten beiden Bereichen erreicht der Öschberghof den Höchstwert.

Eigene Blockkraftwerke und Photovoltaikanlage

Beim Neu- und Umbau des Hotels stand unter anderem das Thema Energie stark im Fokus. Jede Form von Abwärme wird hier wieder aufbereitet und als vorgewärmte Luft erneut hinzugeführt. Zwei Blockkraftheizwerke und Photovoltaikanlagen stellen die Energiegewinnung sicher. In den Zimmern ist Plastik tabu, selbst beim Müllbeutel. Papier wird soweit wie möglich gespart. Und: In der Gastronomie sind regionale Produkte Trumpf, die in der Regel aus Bioproduktion stammen.

Das Ende der Entwicklung ist dabei noch nicht erreicht. Der Öschberghof strebt auch im Rahmen der Greensign-Zertifizierung eine Position im Top-Segment an. Die nächsten Nachhaltigkeits-Projekte sind schon angedacht.

Von: Golf Substainable / Petra Himmel
Titelbild: © Der Öschberghof
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