Im November vergangenen Jahres ging das Pilotprojekt „Lebetisraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ an den Start. Mit dabei ist auch der Golfclub Schloss Monrepos, der mit seiner knapp 75 Hektar großen Sportanlage nicht nur Golfern ein Zuhause bieten möchte.
VON VERA BENNER
Golf – die traditionelle Sportart lockt seit vielen Jahren Jung und Alt auf den grünen Rasen. Den kleinen Ball mit möglichst wenig Schlägen in ein Loch zu befördern, ist dabei das Ziel.“ Doch das Golf nicht nur eine Sportart, sondern gleichzeitig auch ein Naturerlebnis ist, darauf möchten das Pilotprojekt ,,Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ des Umweltministeriums Baden-Württemberg, des badenwürttembergischen Golfverbandes und des Deutschen Golfverbandes aufmerksam machen.
Bei einer Begehung mit Herzog Michael von Württemberg, Marc-Frederik Elsäßer (Geschaftsführer Golfclub Schloss Monrepos) und Klaus Pfannkuch (Clubmanager), hat sich am Dienstag auch Oberbürgermeister Matthias Knecht ein Bild gemacht. Die Anlage des Golfclub Schloss Monrepos ist eine von 50 im Land, auf denen die biologische Vielfalt verstärkt Einzug halten soll.
,,Die Grundidee des Pilotprojekts ist, dass sich die Natur selbst entwickelt“, so Geschäftsführer Marc-Frederik Elsäßer, der gleichzeitig auf die Besonderheit der Golfanlage in Ludwigsburg hinweist: Nicht nur die Golfanlage, sondern die. gesamte Domäne Monrepos, biete in einem Ballungsgebiet wie Ludwigsburg einen Lebensraum für Flora und Fauna, den viele auf den ersten Blick gar nicht erkennen würden. ,,Die Entwicklung und Erhaltung der Pflanzen- und Tierwelt soll mit dem zweijährigen Pilotprojekt aktiv unterstützt werden“, so Elsäßer.
Grüne Oase im Ballungsgebiet
Auch Oberbürgermeister Matthias Knecht zeigt sich bei einer Tour mit dem Golfcar von Flora und Fauna begeistert. „Das ist wie ein erster kleiner Ausflug nach der harten Zeit, die wir alle aufgrund der Coronakrise bisher erlebt haben“, sagt er. Die Domäne Monrepos sei für viele Bürger in den vergangenen Wochen einer, der wenig verbliebenen Rückzugsorte gewesen. Im Zusammenspiel mit der Golfanlage entpuppe sich die Domäne als eine Art grüne Oase.
Das sieht auch Herzog Michael von Württemberg so, der von Naherholung auf dem Golfplatz spricht. ,,Ein Golfplatz verbindet Landschafts- und Naturschutz mit Sport“, sagt er. Gerade in den Abendstunden, wenn die Sonne langsam untergehe und die Feldhasen über die Anlage jagen, sei laut Clubmanager Klaus Pfannkuch die beste Zeit, um Golf zu spielen. Denn dann zeige sich die Vielfalt der Natur von ihrer schönsten Seite. Neben den Feldhasen seien auf der Golfanlage am Monrepos mittlerweile unter anderem auch Rebhühner, Fasane, Eidechsen oder Blindschleichen zu Hause. Allein durch den Betrieb des Golfplatzes als Sportanlage würden Lebensräume für die Tier- und Pflanzenwelt geschaffen. Denn: Nur rund 50 Prozent der Fläche würde aktiv für den Golfsport genutzt. Der Rest sei Extensivfläche.
Ziel des Pilotprojektes ist, die Zahl der Biodiversitätsflächen auf den Golfanlagen auszubauen. Deshalb erhielten auf der Anlage am Monrepos beispielsweise Wildbienen durch Schaffung von Habitaten und Futterquellen Einzug, der Vogelschutz wurde durch mehr Nistmöglichkeiten vorangetrieben und Totholzbereiche wurden geschaffen.
„Für die Zukunft geht es um eine aktive Umweltbildung“, so Elsäßer. Durch die Kooperation mit dem Umweltministerium würden die Golfanlagen beziehungsweise die umgesetzten Maßnahmen erstmals Teil der Naturschutzstrategie des Landes Baden-Württemberg und erhalten dadurch eirie neue Wahrnehmung der Sportart Golf in Politik und Gesellschaft.
Doch bei aller Liebe zur Tier- und Pflanzenwelt müsse laut Elsäßer auch auf die Probleme aufmerksam gemacht werden. Die „gigantische Überpopulation“ an Gänsen sei beispielsweise eine der Herausforderung, der man sich im Zuge des Pilotprojektes ebenfalls stellen möchte. ,,Die Graugänse haben am Monrepos einen optimalen Lebensraum gefunden. Golfspielen ist durch die Vielzahl an Tieren aber nicht mehr uneingeschränkt möglich, da sie zahlreiche Flächen vollkoten“, sagt der Geschäftsführer. Hier müsse ein erträgliches Maß gefunden werden, zumal die Überpopulation auch zu einer Verdrängung der heimischen Arten führe.