Stuttgarter GC: Spitzensport und Naturschutz im Einklang

Es ist eine Frage des Selbstverständnisses: „Wir wollen, dass auch kommende Generationen in einer wohlbehaltenen Landschaft Golf spielen können“, formuliert es der Präsident des Stuttgarter GC Solitude, Markus Ostrop. Wer in Deutschland über eine gelungene Kombination aus Spitzensport und Naturschutz spricht, kommt an der Anlage in Mönsheim nicht vorbei. Auf dem 18-Löcher-Platz sind täglich Kaderspieler und Jungprofis vor Ort – gespielt und trainiert wird aber auf Fairways und Grüns, die seit Jahren ohne Pflanzenschutzmittel auskommen.

Vereinbarkeit von Spielfähigkeit und Naturschutz

„Der Stimmungswandel bei uns kam Mitte der 80er Jahre auf“, erinnert sich der Ex-Head-Greenkeeper Hubert Kleiner an die Anfänge: „Wir wollten einen Landschaftsgolfplatz, der im Einklang mit der Natur steht.“ Die Vereinbarkeit von Spielfähigkeit und Naturschutz wurde seitdem zu einer ständigen Herausforderung. „Man muss unbedingt das Bewusstsein bei den Mitgliedern schaffen“, resümiert Kleiner.

„Bei uns geht es darum die Pflanze zu stärken“

Top-Qualität ist der Anspruch. Wer den naturgerechten Weg sucht, braucht ein gutes Maß an Beharrlichkeit und Interesse für die Pflanze: „Bei uns geht es darum, die Pflanze zu stärken“, erklärt Marcel Heide, der die Aufgabe des Head-Greenkeepers im März übernommen hat. Die Idee ist logisch: Nur ein gesundes, kräftiges Gras widersteht auf Dauer hoher Belastung und Krankheiten. Der schnelle Griff zum Pflanzenschutzmittel würde vielleicht auf Dauer manches einfacher machen – in Mönsheim widersteht man dieser Versuchung seit langem. Angesichts der Tatsache, dass Pflanzenschutzmittel immer weniger genehmigt werden, hat sich auf diese Weise auch ein Wissensvorsprung aufgebaut.

55 Hektar Artenvielfalt

Inzwischen haben auch die Golfer vor Ort die verschiedenen Maßnahmen verinnerlicht. Für Gunther Hardt, der das Thema Golf & Natur im Stuttgarter GC Solitude vorantreibt, ist die 55 Hektar große Fläche ein Ort, der enorm viel Potential bietet, wenn es um die Förderung der Artenvielfalt geht: Totholzflächen, Blühstreifen, Hecken, Bruckwald, Feuchtbiotope, und, und, und…Die Liste der Projekte ist lang, sie wird alljährlich um das eine oder andere Detail ergänzt. Viele der Maßnahmen, vor allem die Entwicklung hochwertiger Wiesenflächen benötigen dabei Jahre, bis sie wirklich ausgereift sind.

„Unordnung bedeutet Artenvielfalt“

Hardt ist ein Mensch, der sich aufregen kann und begeistern. Wenn er eine Wildbiene am Teich der Bahn 9 sieht, ist er begeistert. Wenn er einen Blick in den Bruchwald wirft, wo sich die Vegetation ohne menschliches Zutun entwickelt, lebt er auf. Und doch weiß er: Der Golfer muss informiert, muss mitgenommen werden, auf dem Weg zu mehr Biodiversität auf dem Golfplatz. „Unordnung bedeutet Artenvielfalt“ erklärt er einem Pärchen, das gerade vorbeikommt und zeigt auf die Brennesselbüsche am Wegesrand. Der eine oder andere Spieler hätte sie zuerst einmal gerne wegrasiert. Wenn Hardt von den 40 Schmetterlingsarten erzählt, die diese Pflanze anzieht, ändert sich die Lage.

Inzwischen ist die Anlage mehrfach beim Programm „Golf & Natur“ des Deutschen Golf Verbandes rezertifiziert, am Projekt „Lebensraum Golfplatz“ des Baden-Württembergischen Golfverbandes nimmt man ohnehin teil. Mit Scorekarten, die aus Graspapier gefertigt sind, gewann man den DGV-Innovationspreis „Golf und Umwelt.“ Mit dem örtlichen NABU pflegt man beste Verbindungen. Die Basisarbeit des letzten Jahrzehnts wirkt sich inzwischen eben aus.

Natur und Spitzensport sind vereinbar – im Stuttgarter GC Solitude hat sich diese Devise zu einem Erfolgsprojekt entwickelt.

Von: Golf Sustainable / Petra Himmel
Bild: © Golf Sustainable
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