Wasserversorgung ist kein Problem, da es Lösungen mit der Natur gibt

Golf kann und soll einen Beitrag zum Biotopverbund und zur Biotopvernetzung leisten: Der Golf- und Landclub Haghof ist hier ein Vorbild

Welzheim/Alfdorf.
Kein Golfclub in Süddeutschland, vermutlich in ganz Deutschland, konnte bisher so viele Vertreter aus Politik, Umweltschutz und dem Golfsport vereinen wie der Golf- und Landclub Haghof. „Ein großartiges Zeichen hier zwischen Welzheim und Alfdorf, Golf und Natur gehören zusammen und beide profitieren ungemein voneinander“, bestätigte dies der Vorsitzende des Ausschusses für Umwelt und Platzpflege beim Deutschen Golfverband, Dr. Gunther Hardt. Und auch bei der heimische Präsident Dr. Albrecht Sorg ist froh, dass sich der Aufwand für den Naturschutz lohnt und „endlich auch wahrgenommen wird“. Mit der Anwesenheit von Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr und Alfdorfs Schultes Ronald Krötz sowie Vertretern des Landratamtes, unter anderem Jochen Schäufele (Amt für Umweltschutz) und dem Biotopverbundsbotschafter, Rudolf Willi, sowie Vertretern des Nabu wurde schnell klar, dass der GLC Haghof mehr als nur Zertifikate für Golfen und Natur erhält.

Der Golfsport wird auf bestehenden Golfplätzen in der freien Landschaft betrieben und von deren prägender natürlicher Umgebung erheblich beeinflusst. „Golf ist daher viel mehr als nur ein sportliches Freizeitvergnügen, sondern die einzige Sportart, die Biodiveristät fördert und untersützt. Neben den zur Ausführung des Golfsports benötigten Flächen verfügt der Golf- und Landclub Haghof über umfangreiches Gelände außerhalb des Spielbetriebs, auf dem sich wertvolle Lebensräume für Flora und Faune entwicklen knnen. So sind Waldflächen, Gewässer, Magerwiesen, eine Mädesüß-Flur, Hecken und auch Streuobstwiesen natürliche Bestandteile unserer Golfanlage.Zusätzlich haben unserer Greenkeeper Greifvogelstangen aufgestellt, zwei Benjes-Hecken errichtet, Steinriegel und ein Insektenhotel gebaut und Blumenwiesen gesät“, berichtet Dr. Albrecht Sorg.

Golf kann und soll Beitrag zu Bitopvernetzung leisten

Der GLC Haghof hat rund 60 ha Fläche, nur 60 ha werden für die Spielbahnen gentutzt. Da der Golfsport insoweit also sehr eng mit dem Schutz der Natur und dem Erhalt der Umwelt verbunden ist, hat der Baden-Württembergische Golfverband e.V. (BWGV) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Golfverband e.V. (DGV) im Jahr 2019 das Projekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“ ins leben gerufen. Golfanlagen, die im Rahmen des Projektes geeignete Maßnahmen umsetzen, erhalten vom dritten Projektpartner im Bunde, dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, eine Auszeichnung. Diese hat der GLC Haghof im Juli erhalten. „Golf kann und soll einen Beitrag zum Biotopverbund und zur Biotopvernetzung leisten. Um dabei voranzukommen, haben wir Sie heute zu diesem Vor-Ort-Termin eingeladen“, so Sorg.
Ein nicht ganz einfaches Thema dieser Tage, aber Sorg blickt den Head-Greenkeeper Eckard Stadelmaier an und dann fängt auch der an zu berichten. ÜberVernetzungen, das Umpumpen, die Kontrolle der Wasserstände, das Auffangen von Wasser und vieles mehr. „Die Beregnung der Fairways können wir uns sowieso nicht leisten“, merkt Sorg dann noch irgendwann an, aber das klingt nicht verzweifelt. Wer mit den zwei Herren über die hügelige 18-Löcher Anlage mit einem angeschlossenen Sieben-Löcher-Kurzplatz wandert, erkennt sehr schnell: Sie haben die Lage im Griff. Es gibt kein Wasserproblem, weil man schon vor Jahren Speicherteiche angelegt und diese in der Zahl immer wieder erweitert hat. Die Grüns und Abschläge stechen in gut gepfelgtem Grün aus den brauntönen der Fairways heraus. Man haushaltet mit dem Wasser, das man zu Verfügung hat, und konzentriert sich auf die Grünqualität: Häufiges Aerifizieren und Sanden hat zu einem gesunden Grasbestand geführt. „Wir setzten auf langfristige, systematische Pflege“, fügt Stadelmaier noch hinzu.

Projekt „Lebensraum Golfplatz – Wir fördern Artenvielfalt“: GLC Haghof ist Vorbild. (Foto: © Markus Metzger)

Golf- und Landclub Haghof benötigt kein externes Wasser

Die Systematik und vorausschauende Betrachtung von Themen hat dem Club nun auch ein Energieproblem erspart. Solarpaneelen auf dem Clubhaus und der Werkshalle mit mindestens 40 kw Leistung gibt es hier schon seit 2009. Dazu nimmt der Nachbar das gehäckselte Grüngut aus dem Greenkeeping für die Heizanlage ab, an die der Club ebenfalls angeschlossen ist. Insofern sieht man dem kommenden Winter erst einmal gelassen entgegen.
63 Hektar Fläche umfasst das ganze Gelände. 1983 wurde der Club gegründet, anfangs spielte man nur auf neun Löchern. Inzwischen hat der Club über 900 Mitgliedern, steht finanziell auf sehr soliden Füßen und profitiert vor allem auch von der letzten großen Entscheidung: dem Bau eines hochwertigen Kurzplatzes, der eben nicht nur aus selbst gebauten einfachen Grüns und rausgemähten Fairwys besteht, sondern wie ein großer Platz gut gebaut wurde. „Der Platz ist zum einen sehr attraktiv für Einsteiger oder Senioren, hilft uns aber auch bei der Erhaltung der Grünqualität auf dem 18-Löcher-Platz“, stellt Sorg fest. Am Haghof, werden auf dem normalen 18-Löcher-Platz die Grüns im Winter inzwischen geschlossen, auf dem Kurzplatz aber offen gehalten. Mit den zunehmenden Beschränkungen bei Pflanzenschutzmitteln sei mit derartigen Maßnahmen auf Dauer eine bessere Grünqualität erreichbar, stellt Stadelmaier fest. Er hat ein Gespür für den Platz, kennt jede Weise im Detail, kann über die Veränderung der Vegetation in den Ausgleichsflächen berichten und über diverse Projekte im Rahmen von lebensraum Golfplatz und Golf und Natur, die Förderung der Biodiversität beitragen. Stadelmaiers Familie ist gleichzeitig einer der Verpächter der ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen an den Golfclub, was seine Leidenschaft für den Platz zum Teil erklären mag. Zusammen mit seinen fünf Kollegen vom Greenkeeping-Team hat der Greifvogelstangen aufgestellt, zwei Benjeshecken errichtet, neue Streuobstwiesen und Magerrasenflächen angelegt. Besonders auffällif ist die Mädesüß-Flur, ein Biotop am Bachlauf der Bahnen 9, 11 und 14, das Stadelmaier in drei Phasen jeweils abmäht und so pflegt, dass immer nur ein Teil der Fauna und Flora betroffen ist.

Die Seen dienen als Wasserspeicher und mehr. (Foto: © Markus Metzger)

Greenkeeping-Team baut großeses Insektenhotel

An Ideen mangelt es dem Head-Greenkeeper, der sogar das Insektenhotel in wochenlanger Detailsarbeit mit seinen Kollegen aus vorhandenen Materialien am Golfplatz baute, nicht. Auf dem alten Puttinggrün am Clubhaus soll eine weitere Blühwiese entstehen. Im Teich 5 hat man zusammen mit dem Nabu ein schwimmendes Biotop geplant. Dazu sollen Nistkästen für Schleier-Eulen und Erdhügel für Wildbienen kommen. Potenziel für neue Projekte, so Sorgs und Stadelmaiers einhellige Meinung, sei schließlich immer da. Entscheidend sei nur eine sinnvolle Planung und langfristige Betrachtung der Maßnahmen.
Von schnellen Aktionismus hält man hier wenig. Das Ergebnis spricht für diese Art von Greenkeeping und Clubführung, Wie gesagt: Während sich eine Vielzahl deutscher Golfanlagen derzeit mit dem Thema Wasserversorgung und Energiepreise herumschlägt, hat man beides am Haghof vor Jahren geklärt. Der Potimismus, mit dem man hier in die Zukunft blickt, ist also durchaus berechtigt.

Text: Jörg Hinderberger
Fotos: Markus Metzger
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