Naturschutz und Sport im Verbund

Golf: Beim GC Domäne Niederreutin spielt die Biodiversität eine große Rolle

Bei dem Wort Golfanlage denken die meisten Menschen nicht unbedingt sofort an Naturschutz. Doch im Bondorfer Golfclub Niederreutin wird genau darauf Wert gelegt, wie eine Besichtigung im Rahmen der Sommertour von Staatssekretär Dr. Andre Baumann zeigte.

Grün, so weit das Auge reicht. Golfspieler, die ihre Trolleys von Loch zu Loch schieben. Bälle, die in hohem Bogen durch die Luft segeln. Auf den ersten Blick wirkt die Bondorfer Domäne Niederreutin wie ein ganz normaler Golfclub. Doch die satte Grünanlage ist weit mehr, als nur ein Ort zum Schlägerschwingen. „Biodiversität auf Golfanlagen“ heißt das Projekt, das vom Umweltministerium Baden-Württemberg, dem Baden-Württembergischen Golfverband (BWGV) und dem Deutschen Golf Verband (DGV) ins Leben gerufen wurde. Und das ein ganz besonderes Zielt hat: Die heimische Artenvielfalt zu schützen. „50 bis 70 Prozent der Golfplatzflächen müssen gar nicht benutzt werden“, erklärt Dr. Andre Baumann. „Deshalb kann die Natur hier sehr gut mitberücksichtigt werden.“ Der Staatssekretär ist seit Anfang 2020 Bevollmächtigter des Landes Baden-Württemberg beim Bund. Zuvor war er im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg und hat dort federführend an der Kooperationsvereinbarung zum Schutz und zur Förderung der Artenvielfalt auf Golfanlagen beigetragen. Am Dienstag war Dr. Andre Baumann im Rahmen seiner Sommertour in Bondorf zu Gast und prüfte, wie gut die Golfanlage die Vorgaben des Projekts umgesetzt hat.

An vielen Stellen im Gelände werden die Golfer für die Naturschutz-Maßnahmen informiert. (© Vecsey)

Dass der GC Domäne Niederreutin sich für den Erhalt der Artenvielfalt einsetzt, ist dabei gar nicht selbstverständlich. „50 Prozent der Golfclubs in Baden-Württemberg machen bei der Initiative mit“, fasst Otto Leibfritz, Präsident des Baden-Württembergischen Golfverbands, zusammen. Diese Clubs leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt. Sondern sorgen auch für Aufklärung der Golfspieler, die auf diese Weise in ihrer Freizeit für das Thema sensibilisiert werden.

Das beweist auch der erste Halt, den die Besichtigungsgäste mit ihren Golfcarts auf dem Platz einlegen. So ist am Rande einer Golfbahn eine Magerwiese angelegt, die vielen Insekten ein Zuhause bietet. „Auch das Totholz liegt absichtlich hier“, macht GC Geschäftsführer Markus Eblen auf einen verwitterten Stapel Holz aufmerksam. „Das ist nämlich ebenfalls ein idealer Lebensraum für Insekten und Tiere.“

Eine künstlich angelegte Trockensteinmauer an der nächsten Station dient dagegen dazum Reptilien eine Zuflucht zu beiten. Aufallend sind außerdem die Schilder die an jedem Naturschutz-Bereich angebracht sind und die Golfspieler oder Spaziergänger mit zusätzlichen Informationen versorgen. „So können die Leute, die gerade keine Abschläge machen, etwas lernen“, meint Eblen schmunzelnd.

Ein Grundproblem mit dem sowohl die Domäne Niederreutin als auch andere Golfclubs zu kämpfen haben, sind allerdings die Ressourcen. Das Schnittgut zu entsorgen und die Beschaffung von Maschinen sind nicht immer ganz einfach. Hier wäre eine eventuelle Kooperation mit Landwirten eine Lösung“, schlägt Andre Baumann vor.

Der Promovierte Diplom-Biologe zeit sich von der Umsetzung des Projektes sehr begeistert. „Die Domäne ist landschaftsästhetisch wunderschön“, seine lobenden Worte. „Die Naturelemente sorgen sicher auch als Spieler für Abwechslung.“

Trotzdem muss man auch den Umweltschutz irgendwie ins Spiel integrieren. Denn, wie Markus Eblen betont: „Man kann sich nicht vorstellen was ein Golfspieler alles für seinen Golfball tut.“ Durch Brennnessel waten oder in einen Teich springen zu müssen, würde die motiviertesten Spieler nicht von der Suche nach dem Ball abhalten. Strafschläge dagegen schon, weshalb das Naturschutzgebiet entsprechend angepasst wurde.

Dafür können die Golfspieler aber auch verschiedenste Naturelemente genießen. „Insgesamt 60 000 Bäume und Pflanzen würden seit Beginn des Golfclubs auf der Anlage gepflanzt“, verrät Präsident Hans-Heinrich Brendecke. „Das kommt bei den Mitgliedern sehr gut an und wird geschätzt.“ Auch die Streuobstwiesen wo man sich als Spieler im Sommer gelegentlich mit Äpfeln und Pflaumen verpflegen kann, bieten einiges für das menschliche Auge und das tierische Wohl. Ein Thema, das jedoch auch die Golfanlage derzeit stark bewegt, ist die Wasserknappheit. 40.000 bi 50.000 Kubikmeter Wasser verbraucht der rund 120 Hektar große Platz pro Jahr. Die Fläche dauerhaft in saftigem Grün erstrahlen zu lassen ist durch die Trockenheit mittlerweile nicht mehr möglich. Vor allem gegen Nachmittag finden sich trockene, ausgedörrte Stellen, die jedoch den Spielbetrieb nicht stören – solange das Gras dicht genug bleibt. „Grün ist nicht gleich gut“, hebt Markus Eblen hervor. „Das ist ein Denken, das in der Golfgesellschaft noch ankommen muss.“ Für Andre Baumann steht fest, dass die Golfdomäne vieles richtig macht und auf dem besten Weg ist. „Auf so einen Platz kann man stolz sein“, lautet sein Fazit.

Von: Gäubote / Jenny Schwartz
Bild: © Gäubote
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